Reisefotografie
15. März 2019

In ihren Anfängen wurde Reisefotografie nur

von professionellen Fotografen betrieben.

Letztlich stammen daher wohl auch die noch heute beliebten Ansichtskarten. In der Hauptsache ging es jedoch um fotografische Dokumentation wissenschaftlicher Erkundungsreisen. Die Fotografie löste damit auch die dokumentarische Malerei ab.

Allerdings war das zu Anfang noch recht aufwendig. Je weiter die Entwicklung der Fotografie voranschritt, desto einfacher aber auch massentauglicher wurde dieses Genre. Nun ließen sich problemlos die schönen Urlaubserlebnisse festhalten.

Zwischen Erinnerungsbildern von Laien und professioneller Reisefotografie ist jedoch nach wie vor ein großer Unterschied. Doch worin besteht der genau? Aus meiner Sicht besteht er in der Qualität der Ausrüstung, der Vorbereitung genauso wie der Ausführung.

Reisefotografie bedeutet für mich Dokumentation und Entdeckung. Das bedeutet Herausforderung einer- und Bereicherung andererseits. Alles beginnt mit viel Arbeit Zuhause.

Vorbereitungen am Beispiel Städtereise

Sobald feststeht wohin die nächste Reise führt, beginne ich mit umfangreichen Recherchen. Im Internet schaue ich mir erst einmal die jeweiligen Sehenswürdigkeiten an. Dann lese ich nach, wie die Menschen dort leben. So bekomme ich einen ersten Überblick.

Dann befasse ich mich mit der Geschichte meines Zielortes. Je nach Stadt kann das sehr zeitintensive Recherchen verursachen. Ich lese im Internet, Zeitschriften und Büchern nach und im Idealfall auch in historischen Quellen.

Zufrieden bin ich erst, wenn ich einen kompletten Überblick und ausreichende Informationen habe, um auch darüber schreiben zu können. Warum mache ich das?

Bei der Reisefotografie geht es um die möglichst umfassende Dokumentation.

D.h., was hat eine Stadt geprägt und was macht sie heute aus? Wie und wo kann man ihre Historie heute noch sehen? Welchen Hintergrund haben ihre Sehenswürdigkeiten?

Zur Reportage gehören Fotos der Wahrzeichen und typischen Sehenswürdigkeiten einer Stadt. Doch all das kann man bereits tausendfach im Internet und Reiseführern sehen. Darum mache ich mich immer auf die Suche nach dem Unbekannten, weniger Populären.

Erst damit gewinnt das Ganze an Mehrwert und ist viel interessanter. Das gilt für die Besucher meiner Webseite genauso wie für mich. Dass ich im früheren Leben Rechercheprofi war, kommt mir dabei sehr zugute. Ich finde immer etwas, spätestens vor Ort. Wie beispielsweise in Lüttich, wie Sie weiter unten lesen können.

Die vielen Recherchen erweitern meine Allgemeinbildung enorm. Mein Interesse für Geschichte war zwar grundsätzlich schon länger vorhanden, doch mehr auch nicht. Durch die Reisefotografie änderte sich das. Man lernt so viel, wenn man auf diese Weise die Welt betrachtet. Da ich bekanntermaßen eine Wissensüchtige bin, kommt mir das sehr entgegen. Und ja es stimmt; reisen erweitert den Horizont.

 Fotografiere was Du liebst

Im Laufe meiner Recherchen tauche ich tief in die Geschichte der jeweiligen Stadt ein. Vor meinem inneren Auge wird beim Lesen das historische Geschehen lebendig. Ich höre die Stimmen der Vergangenheit und verstehe, was eine Stadt geprägt hat und was sie heute ausmacht.

Dadurch entsteht unweigerlich eine emotionale Verbindung zu einem Ort und seinen Menschen. Diese Emotionen nehme ich mit auf Reise und lasse sie nur zu gerne Einfluss nehmen auf meine Arbeit. Es ist nachvollziehbar, dass man das was man mag, mit anderen Augen und dem Herzen sieht.

Das trifft auf Menschen genauso zu wie auf Landschaften oder Städte. So liegt in der Fotografie automatisch viel mehr Herzblut.

Wo geht’s lang?

Sobald die Recherchen abgeschlossen sind, mache ich mir eine Liste meiner Wunschmotive. Danach plane ich meine Reiseroute. Ich schaue, was liegt in welchem Stadtviertel. Ergibt sich irgendwo ein Schwerpunkt, buche ich je nach Größe einer Stadt in diesem Bereich meine eventuell benötigte Unterkunft.

Zu guter Letzt lege ich mithilfe von Google Earth detailierte Laufrouten zu jedem einzelnen Tag fest. Dabei klügel ich die für meine Motive effizienteste Wegstrecke aus und kalkuliere eventuelle Zeitpuffer ein. Das hilft mir ohne Zeitdruck arbeiten zu können. Vor allem verlaufe ich mich auf diese Weise nicht. Denn das ist mir früher ohne diese Vorbereitung tatsächlich schon passiert und war mir eine Lehre.

Der Weg ist das Ziel

Dann beginnt die Reise endlich. Ich kann mich in die Arbeit stürzen. Das bedeutet schweres Equipment rumzuschleppen und den ganzen Tag hochkonzentriert zu fotografieren. Waren die Vorarbeiten gut, läuft das wie geschmiert. Aber natürlich entdeckt man auch das ein oder andere Motiv erst vor Ort. Das füllt die Liste der abzuarbeitenden Motive manchmal um einiges mehr.

Auf solchen Reisen gönne ich mir immer richtig gute Hotels in nicht weniger guter Lage. Ein Grund; ich reise nicht nur mit einer ziemlich teuren Ausrüstung sondern auch noch als Frau alleine. Da möchte ich mich auch am späten Abend oder nachts noch sicher fühlen.

Stockholm; hier lag mein Hotel (links, Mitte) im besten Stadtteil und nahe an meinen Motiven:

Der zweite Grund; ich schlafe nicht nur in meiner Unterklunft, sondern arbeite auch dort. Dabei möchte ich mich wohl fühlen. Jeden Abend sitze ich nach einem anstrengenden Tag auf meinem Zimmer und sichte die ‚Beute‘. Ich lösche was mir nicht gefällt und gleiche die Fotos mit meinen MotivListen ab.

Nicht immer bin ich mit meinen Aufnahmen zufrieden. Da ich perfektionistisch veranlagt bin sehe ich meistens was noch fehlt. Das kann eine bestimmte Perspektive sein oder auch spezifische Detailaufnahmen. Manchmal möchte ich ein Motiv auch gerne in anderen Lichtverhältnissen fotografieren.

Diese Fälle setze ich gleich nochmal auf die Liste für den nächsten Tag. Ins Bett geht es jetzt noch nicht. Je nach Jahreszeit und Reise geht es noch einmal nach draußen.

Die Nachtfotografie ruft.

Erst danach falle ich meist total müde ins Bett und schlafe mit tausenden Bildern im Kopf ein. Am nächsten Morgen ist frühes Aufstehen angesagt. Spätestens um acht bin ich wieder unterwegs. Nicht selten bin ich auch schon vor Sonnenaufgang on the road. Schließlich soll sich die Reise auszahlen. Es gilt rauszuholen, was rauszuholen ist.

Meistens habe ich nicht einmal die Ruhe Pausen einzulegen. Ich arbeite den Tag durch und esse zwischendurch etwas auf die Schnelle oder am Abend im Hotelzimmer. Da ich mich normalerweise sehr gesund ernähre, ist das okay. So geht es alle Tage durch.

Obwohl es so richtig anstrengend ist, macht es gleichzeitig auch große Freude.

Der Erlebniswert ist hoch, das schwere Equipment auf dem Rücken und in Händen merke ich ab dem zweiten Tag gar nicht mehr. Ich tauche ein und bin ganz bei mir und dem, was ich tue. Ich bin im Flow. Dieser Begriff beschreibt genau, wie ich mich auf Fotoreisen fühle.

Flow bedeutet ein tief beglückendes Gefühl des Zustands absoluter Konzentration und restlosen Aufgehens in einer Tätigkeit die gekonnt, mühelos und leicht von der Hand geht. Das beinhaltet eine Veränderung des Zeiterlebens und ist sozusagen ein Verschmelzen von Bewusstsein und Handlung.

Für mich ist das Glück pur! So ein Zustand setzt auch viel, viel Energie in mir frei. Erst auf der Heimreise spüre ich manchmal die Nachwehen. Beine und Schultern schmerzen und der Kopf kann nicht mehr abschalten. Meistens fotografiere ich danach noch ein paar Nächte lang im Traum weiter.

Zuhause schlafe ich mich dann erst einmal richtig aus und versuche, die innere Festplatte zu verarbeiten. Ich muss runterkommen. Doch eine von Ungeduld getriebene Freude auf die Fotos treibt mich schnell wieder an. Und so dauert es meist nicht lange und ich sitze am PC.

Nachbereitung

Da wo alles begann, führe ich meine Arbeit auch zu Ende; am Computer.  Zunächst sichere, sichte und sortiere ich die Fotos. Je nach Reiseziel können das schnell mehrere tausend Aufnahmen auf meinen Speicherkarten sein. Allein das kann schon eine Weile dauern.

Als Profi fotografiere ich ausschließlich im sogenannten RAW-Format. Man bezeichnet solche Aufnahmen auch als digitale Dias. Denn es bedeutet, dass alle vom Sensor aufgenommenen Licht- und Farbwerte im Rohzustand gespeichert werden.

Gemeint ist damit, dass sie ohne jegliche Vorbearbeitung durch die Kamerasoftware auf der Karte landen. Diese Dateien müssen allerdings alle entwickelt und in anderen Formaten abgespeichert werden. Das mache ich mittels Profisoftware am PC. Nur so kann ich sie anschließend veröffentlichen, bzw. an meine Kunden weitergeben.

Damit ist die Arbeit noch immer nicht beendet.

Jetzt geht es an die Veröffentlichung der besten Bilder. Da ich nach einer Reise oder Fototour eine Menge guter Fotos habe, nimmt das meist sehr viel Zeit in Anspruch. Es fällt mir dann schwer, mich auf eine gewisse Anzahl zu beschränken. Aus diesem Grunde gibt es zu jeder Stadt die ich fotografiere in der Regel mehrere, thematisch unterschiedliche Bildergalerien.

Die finale Auswahl wird jetzt noch dateitechnisch verkleinert und mit Wasserzeichen, bzw. meinem Logo versehen. Dann können die Bilder ins Netz. Die meisten Aufnahmen kann man hier auf meiner Homepage sehen und nicht wenige davon veröffentliche ich in den sozialen Medien.

Um die Bildgalerien und dem Interesse an meiner Arbeit einen Mehrwert zu geben, schreibe ich zu meinen Fototouren Blogbeiträge. Das sind je nach Anzahl der Galerien in der Regel ähnlich viele Posts. Beispiel Lüttich; ich habe vier Galerien und drei Blogbeiträge dazu veröffentlicht. Außerdem freue ich mich, mein sowieso zusammengetragenes Wissen mit Anderen zu teilen.

Diese Texte speisen sich aus den umfassenden Nachforschungen vor meinen Reisen.

Je nach Tourverlauf sind manchmal unvorhergesehene Motive hinzugekommen. Das erfordert dann nachträgliche Recherchen. Das war auch in Lüttich der Fall. Ich entdeckte dort zufällig eine interessante Gedenkstätte, zu der ich zunächst kaum ausreichende Quellen im Internet fand. Erst in französischsprachigen Dokumenten wurde ich fündig.

Ich fand dieses Motiv mit dem entsprechenden Hintergrundwissen sehr interessant. So reiste ich alleine deswegen ein weiteres Mal nach Lüttich. Das war dann insgesamt ein ziemlich zeit- und arbeitsaufwendiges Projekt. Und es ist noch nicht abgeschlossen. Mindestens 2 weitere Fototouren sind nötig, bis ich alle to-do‘s abfotografiert habe. Außerdem biete ich im Rahmen meiner Fotokurse seit diesem Jahr auch dort Kurseinheiten an.

Das Ergebnis

Am Ende ist mir wichtig, das Flair einer Stadt und das was sie ausmacht eingefangen zu haben. Besonders freuen mich die Rückmeldungen zu meinen Veröffentlichungen. Wenn sich jemand bei mir für schöne Fotos und informative Texte bedankt, weiß ich warum ich all das mache.

Gar nicht so selten bekomme ich Nachrichten von Besuchern, die meinen Reisereportagen gefolgt sind. Das ist dann sozusagen das Sahnehäubchen.

Eine wichtige Motivation in meiner Arbeit als Fotografin ist

auch der Gedanke Andere teilhaben zu lassen.

Dabei denke ich an Menschen die nicht reisen können, aus welchen Gründen auch immer. Diese Besucher meiner Webseite möchte ich zu einer digitalen Reise einladen und ihnen die Welt ein Stückchen nach Hause zu bringen.

Schreiben Sie mir gerne, wenn Sie Fragern zu diesem Beitrag oder anderen Inhalten haben. Ich freue mich über jede Nachricht und beantworte gerne Ihr Anliegen. Ansonsten wünsche ich Ihnen weiterhin viel Freude beim Besuch dieser Seiten.

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