Museum Zinkhütter Hof
12. November 2015

Der Zinkhütter Hof in Stolberg-Münsterbusch ist ein Museum für Industrie-,

Wirtschafts- und Sozialgeschichte des Aachener Reviers in Stolberg.

Stolberg (Rhld.), bzw. die Städteregion Aachen gehört zu den ältesten und auch bedeutendsten Industriestandorten Mitteleuropas des 18. und 19. Jahrhunderts. Diese Entwicklung spiegelt das Museum u.a. in seinen Ausstellungen wieder. Historische Maschinen, Werkzeuge sowie Originaldokumente und -videomaterial geben ein eindrucksvolles Zeugnis jener Zeit.

So kann man nicht nur die Entwicklung technischer Errungenschaften und Unternehmen nachvollziehen, sondern erhält auch einen Einblick in die Lebensbedingungen der Arbeiter. Der Zinkhütter Hof ist auch ein Industriedenkmal. So ist schon der Rundgang über das Außengelände absolut lohnenswert. Man wandelt sozusagen auf den Spuren hiesiger Industriegeschichte…

Der Zinkhütter Hof ist ein Gebäudekomplex, der 1830 von James Cockerill gebaut wurde.

Er betrieb dort eine Glashütte. Ab der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts – daher der Name –  wurde er zur Zinkreduktionshütte umfunktioniert. Die Anlage besteht aus der ehemaligen Produktionshalle, Arbeiterwohnungen und einer Verwaltungsvilla und ist die älteste noch erhaltene Arbeitersiedlung Nordrheinwestfalens.

Nach unterschiedlichsten Nutzungen kaufte die Stadt Stolberg 1991 das Gelände und baute es mit Landesmitteln um. Im Jahre 1996 konnte das jetzige Industriemuseum/Denkmal eingeweiht werden. Trotz der baulichen Maßnahmen läßt sich die ehemalige Struktur noch gut erkennen. Nicht nur die Gebäude sind interessant zu besichtigen

Überall auf dem Gelände lässt sich etwas entdecken.

Historische Industriemaschinennsowie ein ausrangierter Werkszug der VEGLA (Deutz 46385/1947 Lokomotive samt Glaswaggon) haben hier im wahrsten Sinne des Wortes ihren Ruhestand gefunden.

Ein sogenanntes Swastika-Mahnmal gleich neben der ehemaligen Verwaltungsvilla erinnert an ein Zwangsarbeiterlager auf dem Gelände des Zinkhütter Hofes im 2. Weltkrieg. Ca. 2.500 Menschen mussten hier für die deutsche Rüstungsindustrie unter schlimmsten Bedingungen arbeiten.

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Fährt man auf den Zinkhütter Hof zu, sieht man zunächst das sogenannte Schwungrad und einen hohen Schlot. Das Schwungrad war Bestandteil des ehemals angegliederten Walzwerkes, in dem u.a. Zinkdruckplatten hergestellt wurden. Gleich daneben steht einer der letzten Industrieschornsteine dieser Art.

Die damals übliche Bauweise aus sehr harten Ziegelsteinen, die rund gemauert wurden, gehört im wahrsten Sinne des Wortes der Geschichte an. Aufgrund seiner Höhe ist er sogar noch im  knapp 25  Kilometer entfernten Jülich zu sehen.

rreicht man den Innenhof und Eingang  des Zinkhütter Hofes, erkennt man deutlich die Struktur, bzw. frühere Aufteilung des Gebäudekomplexes. Links befanden sich die Arbeiterwohnungen, rechts die Produktionshallen und in der Mitte sieht man die ehemalige Verwaltungsvilla. Auch hier schön im Bild zu sehen, der riesige Schlot.

In den ehemaligen Produktionshallen befindet sich heute der Museumsbereich. Er teilt sich über mehrere Etagen weitläufig in insgesamt 5 Räume auf, deren Benennungen auch gleich ihren Inhalt verraten: Stolberger Gold (Messing), Zink, Zink-Galerie, Nadeln und Nadeln-Galerie.

Eine dreiteilige Dauerausstellung stellt umfassend die Geschichte der Aachener Nadelproduktion sowie der Stolberger Werkstoffe Messing und Zink von der Römerzeit bis ins 19. Jahrhundert dar. Die Exponate sind sehr interessant. Ich kam ehrlich gesagt ziemlich ins Staunen, als ich sah, welche Technik hinter der Herstellung einer so dünnen Nähnadel steckt.

Maschinen und Werkzeuge vermitteln eindrucksvoll den Weg vom Draht bis zur fertigen Nadel. Dass sich sogar Leonardo da Vinci damit befasste, hat mich verblüfft. Da habe ich nun schon so viel über den genialen Wissenschaftskünstler der Renaissance gelesen, doch davon hatte ich noch nie gehört. Er entwarf tatsächlich eine Maschine zum Anspitzen von Nähnadeln!

Welche Rolle die Metalle Kupfer und Messing sowie das Übergangsmetall Zink in der hiesigen Industriegeschichte einnehmen, verdeutlichen neben historischen Maschinen, Werkzeugen und Dokumenten auch die vielen Produktexponate. Figurine Skulpturen, goldglänzende Schalen und Becher, Zinkbadewannen und -gießkannen, Krüge, Münzen und vieles mehr zeigen die vielfältige Verwendung der Metalle.

So erfährt man auch in dieser Ausstellung eine ganze Menge. Welche Standortvorteile bot das Stolberger Tal? Warum war das im hiesigen Raum vorkommende Galmei so wichtig? Warum wurden Messingproduzenten „Kupfermeister“ genannt? Antworten auf diese und andere Fragen findet der Besucher hier.

Wer Interesse an frühindustrieller Geschichte hat, ist an diesem Ort genau richtig.

Wer bisher Keines hatte, findet es hier vielleicht. Detailiertere Informationen können Sie der Webseite des Museums entnehmen. Die Adresse steht am Ende des Textes. Eine umfassende Fotogalerie finden Sie in hier: Zinkhütter Hof – Museumsbereich.

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Auch die Museumspädagogik kommt im Zinkhütter Hof nicht zu kurz.

Für Kinder gibt es hier ein richtig tolles Erlebnisprogramm. Die Freude der jungen Besucher an detektivischer Erkundung wird spielerisch genutzt, und auf diesem Wege historische Technik wunderbar vermittelt. Guten Anklang findet da sicher auch Galminus, der Museumszwerg. Er erklärt u.a. kindgerecht Galmei; den wichtigsten Rohstoff der Zink- und Messingherstellung. Sogar Geburtstage können im Zinkhütter Hof gefeiert werden.

Das Forum Zinkhütter Hof bietet zudem Raum für außerschulisches Lernen.

Drei Werkstätten zu den Themen Geschichte, Zukunft und Museum samt abwechslungsreichem Programm stehen Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen offen. Hier werden Fort- und Weiterbildungen, Kreativkurse und vieles mehr angeboten. Wer Interesse hat, sollte sich jedoch vorher anmelden. Die Internetadresse finden SIe am Ende des Textes.

Insgesamt bietet das Museum ein abwechslungs- und facettenreiches Programm, das regen Zulauf findet. In zahlreichen Sonderausstellungen kommt auch die bildende Kunst nicht zu kurz.

Ein Blick in den Veranstaltungskalender lohnt sich.

Zu kulturellen Unterhaltung wird über die Ausstellungen hinaus auch ein abwechslungsreiches Musikprogramm geboten. Und auch diese Events können sich sehen lassen. U.a. die Band Selig, Triggerfinger, Tocotronic und sogar die einstürzenden Neubauten spielten bereits vor begeistertem Publikum. Soweit ich gehört habe, gibt es auch Thearteraufführungen.

Einmal im Jahr findet auf dem Gelände des Zinkhütter Hof auch ein etabliertes Oldtimertreffen statt.

Fotos dazu finden Sie in dieser Übersicht; Old- & Youngtimer. Am 07. November 2015 fand die 12. Stolberger Museumsnacht statt. Der Zinkhütter Hof  war einer von vier Hotspots und bot ein wirklich bunten Rahmen. Die musikalischen Darbietungen waren sehr gut besucht und sorgten für eine tolle Stimmung.

Ich persönlich bin vom Museum Zinkhütter Hof rundum begeistert. Im letzten Jahr bin ich erst von Aachen hierhergezogen, und das Museum habe ich natürlich mit als Erstes erkundet. Die vielen Stunden, die ich mit der Kamera dort verbracht habe, kann ich gar nicht mehr zählen.

Es hat mein Interesse an Industriefotografie geweckt.

Da ich geplant habe, die Stolberger Industriegeschichte, bzw. das was noch sichtbar ist, fotografisch zu dokumentieren, wird das Museum mit seinen Ausstellungen sicher ein guter Orientierungshelfer sein. Speziell für diesen Blogbeitrag habe ich erst vor wenigen Tagen die Ausstellungsräume ausgiebig fotografiert.

Dabei habe ich ‚Blut geleckt‘. Da ist noch viel für eine Fotografin zu holen! Ich werde sicherlich noch viele, viele Tage dort verbringen. Sollten Sie nun neugierig geworden sein – was ich sehr hoffe – und einen Besuch planen, oder einfach mehr wissen wollen, habe ich hier  Adresse, Öffnungszeiten und Webseite des Stolberger Museums angefügt.

Von Aachen-Zentrum aus ist es übrigens in ca. 20 Minuten erreichbar.

Wer Hunger und Durst verspürt kann die Gastronomie des Museums genießen, die unabhängig vonm Museum geöffnet hat. Neben dem Museumsbereich gibt es übrigens noch einige Veranstaltungsräume mit sehr guter Ausstattung. Sie können für Tagungen oder Messen gebucht werden. Aber auch privaten Feiern öffnet der Zinkhütter Hof seine Türen. Also; schauen Sie mal rein. Es lohnt sich – versprochen!

  • Zinkhütter Hof                                                                                                       
    Cockerillstraße 90
    52222 Stolberg
  • Öffnungszeiten
    Dienstag-Freitag 14:00 – 17:00 Uhr

    Samstag              14:00 – 18:00 Uhr
    Sonntag              10:00 – 18:00 Uhr
    Montags ist geschlossen

Für weitere Informationen: Webseite des Museums.

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