Lüttich – Liebe auf den zweiten Blick
28. September 2017

Auf meine zweite Reise nach Lüttich hatte ich mich sehr gefreut.

Diesmal wusste ich ziemlich genau, dass mich dort vielfältige Motive erwarten würden. Die vielen unschönen Hochhausburgen entlang der Maas hatten zuvor einen eher negativen Eindruck hinterlassen. Die Altstadt hatte ich als unübersichtlich und chaotisch empfunden.

Erst Zuhause, bei der Bearbeitung der Aufnahmen, sah ich das Schöne der Stadt und damit auch das fotografische Potential. Schon allein die zufällig entdeckte Gedenkstätte war Grund genug, erneut im Zug zu sitzen. Inzwischen kannte ich auch die Geschichte der Stadt.

So etwas verändert meinen fotografischen Blick; man erfühlt eine Stadt mit dem Wissen um ihre Vergangenheit und den Spuren auf denen ich mich damit bewege.

Lüttich die Zweite

Diesmal stand zunächst die Gedenkstätte im Stadtviertel Cointe, gleich hinter dem Bahnhof Liège-Guilllemins auf dem Plan. Schon auf dem Weg dorthin war ich begeistert. Auch dort gibt es für mich noch viel zu entdecken. Und so werde ich Cointe beim nächsten Besuch ausgiebig erkunden.

Danach führte mich mein Weg wie beim letzten Mal zum Parc de la Boverie und von da aus an der Maas entlang ebenfalls wie gehabt Richtung Zentrum. Doch diesmal wirkte alles anders auf mich. Vielleicht lag es auch daran, dass die Sonne den Blick veränderte. Alles erschien wortwörtlich in einem anderen Licht.

Die Hochhäuser entlang der Maas wirkten gar nicht mehr heruntergekommen. Aus der Nähe betrachtet musste ich meinen ersten Eindruck revidieren. Direkt schön sind sie zwar für meinen Geschmack auch nicht wirklich, aber auch nicht schäbig.

Und noch etwas machte ich dieses Mal anders; ich lief ein ganzes Stück weiter an der Maas entlang, ehe ich sie überquerte. So kam ich endlich in den Genuss des schönen, alten Panoramas abseits der Hochhäuser. So hatte ich es mir vorgestellt:

Hier beginnt der wirklich schöne Blick auf Lüttich:

Die Lütticher gelten als Kunst- und Kulturliebhaber. Das sieht man wirklich überall. so gibt es beispielsweise unzählige Skulpturen zu sehen, wie hier direkt an der Maas:

Überall in Lüttich sind Skulpturen zu sehen, wie hier am Maasufer:

Auch die Blicke in die Seitenstraßen ließen mein Herz hüpfen. Beim ersten Besuch hatte ich eher die heruntergekommenen Altstadtteile gesehen. Jetzt lief ich durch malerische Straßen und freute mich an dem für Belgien so typischen Charme.

Ein Blick in die Seitenstraßen rechts der Maas:

Vor meinem inneren Auge sah ich Georges Simenon

mit der Pfeife im Mund die Straßen entlanglaufen.

Direkt daneben Kommissar Maigret, in einem Gespräch mit seinem Schöpfer vertieft. Über was sie sich wohl unterhalten hätten, wäre eine solche Begegnung möglich gewesen? Beim Fremdenverkehrsamt kann man gegen eine Gebühr von 4,50 € einen Audioguide inkl. Stadtplan mieten.

Damit ausgestattet wandelt man auf den Spuren des berühmten Schriftstellers durch Lüttich. Fans wissen; das Leben Lüttichs spiegelt sich in seinen Romanen wieder. Sie können also bei dieser Tour nicht nur in die Orte seiner Jugend, sondern auch in die Welt seiner Romane eintauchen.

Ich bin zwar kein eingefleischter Fan Simenons,

doch neugierig bin ich schon.

So steht für einen meiner nächsten Besuche diese Route bereits auf meiner To-do-Liste. Natürlich werde ich im Anschluss darüber berichten. Für ebenso Neugierige wie mich, gibt es die Infos dazu beim Fremdenverkehrsamt.

Was Belgien so einzigartig macht, ist die Vielfalt der Häuser. Da stehen dicht nebeneinander die verschiedensten Baustile, mal mehr, mal weniger bescheiden. Auch der jeweilige Zustand kann sehr unterschiedlich sein. So zeigt auch Lüttich seinen unverwechselbaren Charakter.

Ins Zentrum der Stadt, bzw. Altstadt tauchte ich diesmal von einer anderen Seite ein. Ich lief zunächst bis zum Grand Curtius, einem Museumskomplex zur Geschichte und Entwicklung Lüttichs. Das Gebäude wurde von 1597 bis 1605 von dem Lütticher Waffenhändler und Heereslieferanten Jean de Cortie (Curtius) erbaut. Ich sah mir das Museum jedoch nur von außen an und setzte es für weitere Besuche der Stadt auf die Liste.

Der Innenhof

Hinter dem Curtius begab ich mich in Richtung Zentrum. Das Einkaufsviertel im historischen Kern ließ ich jedoch auch diesmal schnell außen vor. Da war mir viel zu viel los. Zur Gattung der Shopping-Frauen gehöre ich Gott sei Dank sowieso nicht – im Gegenteil!

Ich genoss die deutlich ruhigeren und damit auch überschaubareren Straßen so viel mehr. Da kann ich auch in Ruhe fotografieren. Obwohl ich diesmal doch das Ferienende bemerkte. Der Marktplatz war diesmal nicht so überfüllt:

Mitten in der Altstadt sieht man sich dann wieder einer sehr modern gestalteten Fassade gegenüber, die so ganz nach meiner Art ist. Das Gebäude beheimatet das Museum of Walloon Fine Arts:

Zum Schluss ging es wieder in Richtung Liège-Palais, dem Bahnhof in der Altstadt. Wie immer war ich müde vom stundenlangen Laufen und Fotografieren. Ich freute mich auf die Zugfahrt durch die wunderschöne Wallonie Richtung Aachen.

Nach so einem langen Tag ist es einfach herrlich, nur dazusitzen und die schöne Aussicht entspannt genießen zu können. Ich freute mich darauf, Zuhause die an diesem Tag entstandenen Aufnahmen anzusehen. Ein bisschen plante ich auch schon die nächste Reise nach Lüttich.

Es lässt sich nicht leugnen; ich habe Blut geleckt. Diese belgische Stadt wird mich noch öfter sehen. Ich möchte noch so Vieles dort fotografieren! Inzwischen stehen die Ziele für das nächste Mal fest. Diesmal werde ich Stadtviertel Cointe und Outremeuse erkunden. Ich freue mich schon jetzt ungeduldig darauf, meine neue Liebe wiederzusehen.

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