Der Charme von Portobello
17. August 2014

Den letzten Vormittag meiner Schottlandreise habe

ich am Strand von Portobello verbracht.

Der Vorort Edinburghs liegt etwa 5 Kilometer vom Zentrum entfernt und ist mit dem Bus in ca. 15 Minuten erreichbar. Porty, so der Spitzname, befindet sich am Südufer des Firth of Forth. Das ist ein Meeresarm an der Ostküste Schottlands.

Zugleich ist es auch die Mündung des Flusses Forth in die Nordsee. Der Firth of Forth ist einer der schottischen Fjorde; die Rinne entstand durch den abwandernden Forth Gletscher in der letzten britischen Eiszeit.

In seinen Ursprüngen war Portobello eine Moorlandschaft

und unter dem Namen Figgate Muir bekannt.

Seine Blütezeit erlebte das kleine Seebad im 19. Jahrhundert. Was zunächst den Einwohnern Edinburghs vorbehalten war, entdeckten später auch die Glaswegians (Einwohner Glasgows) für sich. Auf alten Fotografien dieser Zeit sieht man einen völlig überlaufenen Strand.

Im 20. Jahrhundert setzte ein langsamer Niedergang ein. Doch zu Beginn des 21. Jahrhunderts erlebte Portobello einen neuen Aufschwung. Die Strände waren wieder bevölkert wie in alten Zeiten.

Inzwischen finden hier regelmäßig Segelregatten

und andere große Events statt.

Sehenswürdigkeiten gibt es hier offiziell nicht. Aus meiner Sicht ist jedoch der Ort an sich absolut sehenswert. Der saubere Sandstrand ist ungefähr 3 Kilometer lang. Die im Jahre 1876 erbaute Promenade ist nur auf den ersten Blick unscheinbar; wer eine Schwäche für die so typischen schottischen Wohn- und Gasthäuser hat, wird sie lieben.

Auch das Portobello Swim Centre steht dort. Es beherbergt u.a. eines der letzten drei viktorianischen türkischen Bäder Schottlands.

Die einzige Attraktion ist der ‘Fun-Turm’ und die angrenzende Spielhalle am Ende des Boulevards. Dabei handelt es sich sozusagen um “Reste’ aus den 1960er Jahren. Damals gab es dort einen kleinen Vergnügungsbereich incl. Kirmes.

Der gesamte Ort besteht aus malerischen Straßen und Häusern. Von einfachen Pensionen bis hin zum 4-Sterne-Hotel findet sich für jeden Geldbeutel die passende Unterkunft.

Vom Strand aus hat man bei klarem Wetter einen schönen Blick auf die Insel Inchkeith und die Ortschaften der gegenüberliegenden Landseite.

Was auffällt, sind die zahlreichen Möwen. Das liegt wohl daran, dass sich im Firth of Forth ein europäisches Vogelschutzgebiet befindet. Dort sollen sich jährlich ca. 90.000 brütende Seevögel aufhalten.

An diesem so malerischen Ort habe ich also an meinem (vorerst) letzten Tag in Schottland den Vormittag verbracht. Bei einer ‘Stipvisite’ wenige Tage vorher, hatte ich bereits einen ersten, überaus positiven Eindruck gewonnen.

Nun wollte ich Portobello genauer und in Ruhe erkunden und die urige Kulisse ausgiebig fotografieren. Bereits am frühen Morgen traf ich dort ein. Außer mir waren zu dieser Zeit nur Jogger und Einheimische mit ihren Hunden unterwegs.

Die Nordseeluft und das für schottische Verhältnisse gute Wetter waren mehr als erholsam. Nach den vielen Eindrücken und Erlebnissen der vergangenen Tage und dem unvermeidlichen Lärm Edinburghs genoss ich den beschaulichen Strandspaziergang an der schottischen Küste.

Das Rauschen des Meeres und das Rufen der Möwen waren Musik in meinen Ohren. Später schaute ich mir die Promenade an. Angefangen von der langen Reihe Wohnhäuser bis hin zu den historischen Steinhäusern war ich hin und weg.

Alles in allem hat Porty einen so eigenen, bezaubernden Charme, dass man sich dem kaum entziehen kann.

Dieser Trinkwasserbrunnen ist aus dem Jahre 1870:

Gegen Mittag machte ich mich schweren Herzens auf den Weg zurück in die Stadt. An der Bushaltestelle kam ich ins Gespräch mit einer netten älteren, einheimischen Dame.

Wir haben uns so angeregt unterhalten, dass ich glatt meine Linie übersah. Erst als der Bus bereits an mir vorbei fuhr, bemerkte ich es. Wir mussten beide herzlich lachen und warteten gemeinsam auf den Nächsten.

Als er schließlich kam, stieg ich ein, und wir winkten einander noch einmal zum Abschied zu. So sind sie eben, die Schotten; von unwiderstehlicher Herzlichkeit.

Als der Bus losfuhr, sah ich wehmütig zurück. Doch schon bald war ich mit meinen Gedanken beim nächsten Ziel des Tages; Holyrood.

Hier sehen Sie eine kleine Zusammenstellung meiner Fotos von Portobello.

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